90er entthront - Dreibahnen-Titel geht dieses Jahr nach Berlin
Am Wochenende reiste die deutsche Kegelelite im Dreibahnenspiel, dem Vielseitigkeitswettbewerb der Kegler, nach Wolfsburg, wo die nationalen Titelkämpfe ausgetragen wurden. Zweieinhalb Tage lang gab es für die Brandenburger Starter und Starterinnen wenig Grund zum Jubeln. Doch die letzten drei Wettbewerbe brachten drei Medaillen.
Los ging es in der Konkurrenz U23 männlich, wo Brandenburg mit 5 Startern den größten Block stellte. Ein wenig überraschend gelang Sebastian Hahn aus Beeskow der ganz große Wurf. Mit 846 Holz schob er sich im letzten Durchgang vor die Konkurrenz aus Kiel und Bremerhaven.
Im anschließenden Herren-Einzel wollten Ex-Fehrbelliner Nico Witter (jetzt Eberswalde) und 90er Sebastian Krause ganz vorn angreifen. Nico durfte als Vizelandesmeister vorlegen. Er zeigte auf Bohle (313) und Schere (288) gute Leistungen und konnte diese mit dem zweitbesten Classic-Ergebnis (259) veredeln. 860 Holz bedeuteten die Führung nach 4 von 20 Startern. In Runde zwei kam der Mitfavorit André Franke (Berlin) gefährlich nah. Im letzten Wurf zeigte er jedoch Nerven und blieb ein Holz hinter Nico. Auch nach dem dritten Durchgang führte Nico weiter und die Medaille wurde immer realistischer.
Nun griff Sebastian ein. Er wollte natürlich sein Ergebnis von den Landesmeisterschaften (872) bestätigen. Doch es lief schon auf Bohle durchwachsen (310). Auch auf Schere (286) ließ er die Konstanz der letzten Wochen vermissen. Auch auf Classic (236) wollten die Kegel nicht so einfach fallen und so musste sich der Rhinstädter mit 832 Holz begnügen. Am Ende wurde es der elfte Platz.
Des einen Leid war des anderen Freud - Nico führte nach 16 Startern immer noch. Und es zeichnete sich ab, dass drei Spieler nach Bohle und Schere noch in Schlagdistanz lagen. Topfavorit André Krause zog früh vorbei und wurde mit 879 Holz deutscher Meister. Doch Sascha Beyse (Rostock) und Kai Hahnefeld (Hannover) mussten kämpfen. Beide hatten es auf der letzten Bahn drin, doch bei Sasche lief gar nichts mehr - er wurde am Ende mit 851 fünfter. Und auch Kai hielt dem Druck nicht stand. Mit nachgelegten 859 Holz blieb ihm der undankbare vierte Platz.
Traditionell wurde im letzten Wettbewerb der Vereinsmeister der Herren gesucht. Nachdem die OPR-Auswahl im Vorjahr überraschend den Titel nach Brandenburg holte, war man plötzlich Mitfavorit. Doch größere Chancen musste man zweifelsohne den Berlinern zuschreiben. Und die setzten sich auch gleich an die Spitze - in Person von André Franke (876), der in seinem letzten Jahr noch einmal richtig aufdrehte. Frank Gerken (865) brachte Kiel zunächst an die zweite Position. Es folgten Wolfenbüttel und OPR (Sebastian Krause) mit je 848 Holz.
In Runde zwei setzte sich Wolfenbüttel (Stefan Groß 869) an die Spitze. Berlin (Lucas Scheffler 829) verlor an Boden. Jonathan Jaeger (855) brachte OPR bis auf zwei Holz heran. Bremerhaven, Hannover und Kiel waren mit 13 bis 32 Holz Rückstand noch in Schlagdistanz.
Alexander Wolski konnte mit seinen 847 Holz an Berlin (Robert Marten 842) vorbeiziehen. Wolfenbüttel (823) fiel zurück und OPR stand an der Spitze. Doch angesichts des knappen Vorsprungs war klar, dass sich André Krause das nur schwer nehmen lassen wird. Dirk Sperling begann auf Bohle mit 319 - eigentlich ein Topergebnis. Doch André Krause legte noch 8 Kegel mehr um. Somit war Dirk schon im Hintertreffen. Auf Schere konnte Dirk mithalten, wäre da nicht die dritte Bahn gewesen, auf der gar nichts ging. Also wuchs der Rückstand auf 21 Holz. Im Normalfall ein Rückstand, der auf Classic noch zu holen ist. Doch nicht gegen einen gut aufgelegten André Krause - Deutscher Meister auf Bohle und zweite Bundesliga Classic. Er ließ der Konkurrenz keine Chance und spielte mit 886 Holz das drittbeste Ergebnis des gesamten Wochenendes und den Topwert des Tages. Dirk kam auf gute 852 Holz, komplettierte ein sehr harmonisches Mannschaftsergebnis auf hohem Niveau. Lohn war die Silbermedaille. 30 Holz fehlten am Ende zu den Berlinern. Der stark aufspielende Kieler Lasse Weber (865) schob sein Team noch auf den Bronzerang. Wolfenbüttel, Hannover, Bremerhaven, Rostock und Harz folgten recht knapp dahinter. Für die zweite Brandenburger Vertretung, den KFV Barnim, reichte es am Ende zu Platz 10. Für die Bohlespezialisten aus Eberswalde und Umgebung war die Qualifikation schon ein großer Erfolg.
Es zeigt sich von Jahr zu Jahr mehr, dass die etablierten Dreibahnenländer Berlin und Niedersachsen immer mehr und stärkere Konkurrenz bekommen. Dadurch werden die Meisterschaften in den kommenden Jahren mit Sicherheit offener. Es wird immer wieder Überraschungen ganz vorn geben. Das kann nur gut für diesen tollen Sport sein.