1. Bundesliga Kegeln: Den 90ern fehlte die Durchschlagskraft
Eine kurze Sommerpause ging für die Bohlekegler des SV 90 Fehrbellin am vergangenen Wochenende zu Ende. Zum Auftakt der neuen Spielzeit sah der Spielplan zwei Auswärtsaufgaben für die Rhinstädter vor. Zunächst durfte man in Johannisthal bei Hertha BSC Berlin ran, wo man in den letzten Jahren immer gut aussah. Am Sonntag war die Nuss schon härter zu knacken, denn mit Union Oberschöneweide wartete einer der Medaillenanwärter in der Berliner Hämmerlingstraße. Auf besagte Medaillen schielt der SV 90 in diesem Jahr auch wieder, wenn gleich die Chancen eher in die Kategorie 'Außenseiter' eingeordnet werden. Grund dafür ist, dass sich der ehemalige Kapitän Dirk Sperling aus privaten Gründen etwas zurückziehen und nur noch gelegentlich zur Verfügung stehen möchte.
Hertha BSC Berlin - SV 90 Fehrbellin 2:1 (39:39 EWP, 5436:5410 Holz)
Umso erfreuter war die Mannschaft, die nicht wie erhofft einen Ersatz verpflichten konnte, dass Dirk für das Wochenende zugesagt hatte. Allerdings kam er auf Grund einer Australien-Reise mit allerhand Jetlag im Gepäck.
Der Auftakt lief für die 90er nach Maß. Sebastian Krause knüpfte an die guten Leistungen aus der Vorsaison an und sicherte sich mit 922 Holz den Tagesbestwert. Auch Dietmar Stoof konnte mit den Heimspielern mithalten und brachte 901 Holz in die Wertung - genau wie Timo Koch auf Hertha-Seite. Da Oliver Angerstein mit 906 Holz etwas hinter den eigenen Erwartungen blieb, führte Fehrbellin knapp.
Nach dem Mittelblock änderte sich nicht viel am Spielstand. Dank einer starken Leistung von Jonathan Jaeger (920) konnte die alte Dame nur vier Holz aufholen. Neu-Kapitän Benjamin Münchow fand leider nicht den gewünschten Zugriff und kam auf 883 Holz. Gerhard Omak (905) und Andreas Krüger (902) reihten sich in das Berliner Mannschaftsgefüge ein.
Direkt von der Roll- auf die Kegelbahn ging es dann für Dirk. Doch die Flugmeilen steckten ihm in Armen und Beinen und er fand nicht zur gewohnten Aggressivität. Nach gut der Hälfte waren die Herthaner vorbeigezogen und die 90er mussten es riskieren, mit einem guten Wechsel auf Alexander Wolski doch noch einmal das Ruder herumzureißen. Aber wie es oft ist, kommt der Eingewechselte nicht sofort ins Spiel und so nahm das Spiel seinen Lauf. Die Heimspieler, von denen vor allem Marc Süßmilch (922) überzeugte, ließen sich die Spielpunkte nicht mehr nehmen. Da half auch das erfreulich gute Comeback von Daniel Neumann, der nach fast 12-monatiger Verletzungspause wieder im Aufgebot stand, nichts. Er gewann sein Duell gegen Patrick Schneider immerhin mit 908:900 Holz.
Unter dem Strich steht ein leistungsgerechtes 2:1 für die Hausherren. Angesichts der Voraussetzungen waren beide Mannschaften zufrieden mit dem Ergebnis.
SG Union Oberschöneweide - SV 90 Fehrbellin 3:0 (48:30 EWP, 5441:5389 Holz)
In der Sonntagspartie sollten die Trauben höher hängen. Erfahrungsgemäß zeigen die Unioner in ihrer Halle auf fünf Positionen große Konstanz. Einzig der sechste Stammplatz ist derzeit vakant, nachdem sich Carsten Rente aus dem Bundesliga-Ensemble zurückzog.
Die 90er starteten mit Sebastian und Dirk. Beide begannen gut und konnten auf den ersten drei Gassen dagegen halten. Doch dann kam Sebastian auf der anspruchsvollen Bahn 5 rechts ins Straucheln. Davon ließ er sich etwas aus der Ruhe bringen und landete bei enttäuschenden 886 Holz. Davon unbeeindruckt spulte Dirk sein Pensum ab und schlitterte haarscharf am Durchgangsbestwert vorbei. Mit 913 Holz musste er sich knapp gegen André Franke (914) geschlagen geben, konnte aber Pascal Lötzsch (911) Paroli bieten.
In der mittleren Achse witterten die Gäste dann ihre Chance. Mike Cassube kam bei den Berlinern gar nicht zu Recht und wurde schnell durch Peter Kowal ersetzt. Und auch der hatte zunächst große Probleme, konnte sich aber noch auf 864 Holz retten. Ex-Fehrbelliner Markus Ringgenberg zeigte eine nahezu fehlerfrei Leistung, ohne die ganz große Durchschlagskraft (906). Während für die 90er Jonathan gut aufspielte, hatte auch Daniel Probleme, ins Spiel zu kommen. Er produzierte zu viele kleine Fehler, was erneut Alexander auf die Tagesordnung rief. Diesmal hatte der Wechsel mehr Effekt, als am Vortag. Alexander zeigte eine gute Leistung und konnte aus der Vorlage noch 894 Holz machen. Unter dem Strich war das aber für den Kampf um den Zusatzpunkt immer noch zu wenig. Immerhin, Jonathan (906) konnte mit dem letzten Wurf noch das Ergebnis von Markus egalisieren, was den Gästen einen zusätzlichen EWP einbrachte.
Geübte Rechenkünstler wussten, dass die 90er in Person von Dietmar und Benjamin nur noch zwei EWP erkämpfen, also beide über 906 Holz spielen mussten und der Zusatzpunkt war ihnen nicht mehr zu nehmen. Sogar das Spiel wäre in Reichweite gewesen, schließlich lag man mittlerweile mit vier Holz in Front. Und der Start verlief vielversprechend: Benjamin schien einen Sahnetag erwischt zu haben und auch Dietmar kam gut rein. Frank Lüer hingegen hatte einige Probleme und offensichtlich auch Schmerzen am Handgelenk. Einzig André Krause spielte sein gewohntes Programm ab und sicherte sich am Ende mit herausragenden 929 Holz den Tagessieg. Erneut Bahn 5 rechts sollte abermals das Pendel zu Gunsten der Hausherren ausschlagen lassen. Erst verlor Dietmar auf seinen 15 Wurf gegen Frank 24 Holz und anschließend Benjamin beinahe genauso viel gegenüber André. Frank, der sich ab der vierten Gasse in einen Rausch spielte, kam mit 917 Holz und dem zweitbesten Ergebnis von der Bahn. Dietmar und Benny landeten mit je 895 Holz genauso im Niemandsland der Ergebnisliste, wie zuvor Sebastian und Daniel/ Alexander.
Resümierend kann man festhalten, dass der SV 90 an diesem Tag zu wenig aus den sich bietenden Möglichkeiten gemacht hat. Es war mehr drin und die Punkte hätten für die kommenden Aufgaben gewiss mehr Sicherheit gegeben.
Ein Blick in die anderen Hallen zeigt, dass die üblichen Clubs sich bereits in den Medaillenkampf begeben haben: Kiel und Oldenburg mit je einem Auswärts-Dreier und Union, die als einzige zu Hause schadlos blieben. Bis auf Michendorf, die mit zwei Heimniederlagen einen herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt erlitten, ist das Feld ansonsten eng beieinander. Und der SV 90 findet sich zunächst im Mittelfeld wieder. Man darf gespannt sein, ob den Ruppinern im Laufe der Saison der Anschluss an die Medaillenränge gelingt.